Sa. 3. Juni – Mi. 14. Juni: Monte Gordo an der Algarve
Unser erster Anlaufpunkt an der Algarve bildet der recht große kommunale Campingplatz von Monte Gordo. Freie Platzwahl unter Pinien, ein weitläufiges Gelände, naturbelassen und dazu endlich mal wieder Zelte nach den vielen Wohnmobilen und Wohnwagen zuvor, herrlich, ein Platz ganz nach unserem Geschmack. Die Sanitäranlagen zwar uralt und ziemlich „abgerockt“, dafür mit stoischer Geduld ständig penibel sauber gehalten und nur 5 Minuten Fußweg zum Strand, fantastisch.
Da stehen wir, mitten in dem Urlaubsziel für Portugiesen an der Algarve, dem kleinen Städtchen Monte Gordo. Hier lockt Sommer für Sommer ein viele Kilometer langer Sandstrand, flach abfallend in blaues Meerwasser mit Sonne und manchmal leichter Brandung. Perfekt für den Badeurlaub und das nutzen die Portugiesen schon sehr lange und in großer Zahl für ihren Sommerurlaub. Entsprechend ungläubig schauen wir auf auf die Rechnung für die ersten vier Nächte Aufenthalt auf diesem Kleinod für naturnahes Camping, nur gut 52€ verlangt die Kommune dafür. Auch vorsichtige Nachfrage ob eine Missverständnis vorliegt, bestätigt den Preis. Alles drin, 2 Erwachsene, 1 Auto, 1 Zelt, 4 Nächte und ja Elektrizität ist hier inklusive.
Wie uns später mehrere Einheimische bestätigen, in der Hauptsaison füllt sich Strand und Stadt. Strandliegen werden meist schon für das nächste Jahr vorbestellt und der Ort ist ziemlich „crowded“. Doch jetzt in der Vorsaison finden wir einen meist recht leeren Sandstrand, Strandliegen gibt es zur freien Auswahl und außer am Wochenende auch jederzeit einen Platz in jedem Restaurant. Und die Auswahl und Bandbreite kommt sehr breit daher. An der Strandpromenade exklusive Restaurants mit Blick auf das Meer, direkt daneben die etwas teure Variante der internationalen Imbissküche und in der Stadt, mit 5 Minuten Fußweg auch nah am Strand, ein noch größere Bandbreite, von der Gourmetküche bis zur typischen Straßenbar mit günstigen Getränken und Speisen. Für jeden Geldbeutel und jeden Anspruch findet sich das passende Angebot.
Ein Phänomen, welches wir auch in Spanien schon begegneten, am gleichen Ort kann Otto-Normal-Verbraucher, der Sparfuchs und auch der gehobene Bürgerstand seinen Traumurlaub mit dem für ihn passenden Angebot finden. Der Kern bildet der kostenlose (oder zumindest sehr kostengünstige) Zugang zu der jeweiligen Hauptattraktion. Hier in Monte Gordo stellt dies der wunderbare und riesengroße Strand dar. Die Stadt erhebt keine Kurtaxe für den Strandzugang, der Parkplatz am Strand ist auch kostenfrei und wer selber kochen mag, findet in Strandnähe einen kostenfreie Picknick Bereich, nett angelegt unter Bäumen mit fest installierten Grillstationen. Das nenne ich mal soziale Gerechtigkeit, die allen hilft.
Auf dem Campingplatz lernen wir die portugiesische Variante des Campen kennen. Meist im größeren Familienverband oder Freundeskreis, aber immer mit großen Equipment genießt man gemeinsam Campingplatz und Strand. Neben den Zelten stehen Grills, häufig komplette Außenküchen und meist entsteht ein kleiner Sitzbereich mit Bodenplane und Außenteppichen. Und das ganze häufig noch irgendwie abgeschattet und wetterfest gemacht mit großen Planen. Ja, so ein typischer portugiesischer Zeltaufbau ähnelt dann doch eher einem Basislager als dem spartanischen einsamen Zelt ohne Komfort aus meiner Jugendzeit.









Mich als eingefleischten Liebhaber des gepflegten Grillen begeistert besonders mit welcher Liebe und Hingabe hier der Zubereitung auf offener Flamme gefrönt wird. Es brutzelt und zischt allenthalben, der Grill immer befeuert mit Holzkohle. Während des gesamten 11 tägigen Aufenthalts sah ich nicht einen Gasgrill. Um den Grill schart immer eine kleine Gruppe Menschen, meist Männer. Es wird gefachsimpelt und gescherzt, ein oder zwei Bierchen dazu getrunken und in aller Ruhe das Grillgut zubereitet. Das Grillgut besteht hier ausnahmslos aus Fleisch, Wurst oder Fisch. Nach meiner umrepräsentativen Erhebung waren wir auf diesem großen Campingplatz über 10 Tage die einzigen, die auch Gemüse auf den Grill legten. Man mag es hier deftig mit dicker scharfer Chorizo, grober Bratwurst und einer Art überdimensionierter Bauchscheibe. Auch einige Rindersteaks konnte ich entdecken. Als leichte Variante liegt das Schmetterlingshühnchen auf dem Grill oder gerne auch diverser Meeresfisch. Den letzteren kann man fangfrisch am Strand direkt bei den örtlichen Fischern erstehen.
Der Portugiese erscheint uns ernster als die lebenslustigen Spaniern, aber genauso herzlich und kontaktfreudig. Selten sind wir so häufig angesprochen worden. Sprachbarrieren werden dabei mit Händen und Füßen überwunden oder gerne auch mit jungen Leuten, die man zum Übersetzen einspannt. Immer kommt die Frage, wo wir herstammen. Und dann nach der Antwort, strahlende Gesichter und Stolz darauf, das wir von soweit anreisen, um Portugal anzuschauen. Wir erhalten viele Tipps zu Land und Leuten, die erstaunlich häufig um das Thema Essen und Trinken kreisen und fast nie über andere Orte in Portugal, denn hier, genau hier ist doch der schönste Ort.
Was uns auch auffällt mit welcher Ruhe und Gelassenheit der Umgang untereinander abläuft. Mal wieder den Bezahlvorgang mit der Kreditkarte vermasselt, weil die portugiesischen Rückmeldungen missverstanden wurden – kein Problem, nimm Dir Zeit, wir machen das nochmal. Der alte Herr an der Supermarktkasse mit der Reklamation und den vielen Fragen, kein Problem, in aller Ruhe bekommt er sein Ersatzgerät inklusive dem Zubehör, welches irgendwie verloren gegangen ist. Und der ganze Vorgang mit einem Lächeln und netten Worten. Und die gesamte Warteschlage vor der Kasse, wartet halt ab, kein Gemaule, Gedrängel und Geklingel nach der Eröffnung einer weiteren Kasse. Wir lernen, hier gilt Leben und Leben lassen und jeder bekommt seine Zeit und Aufmerksamkeit. Interessant und ungewohnt für uns aus dem Effizienz getriebenen Deutschland, wo das Paradigma „Zeit ist knapp“ uns alle bis zum Gehetzt-Sein anzutreiben scheint. Zugegeben, dafür dauern viele Vorgänge hier in Portugal ziemlich, ziemlich lange. Wir gewöhnen uns gerade daran und hoffen tatsächlich, etwas von der Ruhe und Gelassenheit von hier mitzunehmen.
Die Tage füllen sich mit Spaziergängen am Strand, hin-und-wieder einer Abkühlung im Meer, Spaziergängen über die Strandpromenade, Liegen in der Sonne am Strand, Spaziergänge durch die Stadt, Kaffeepause in der Strandbar und dem Pausensnack im Strandrestaurant. Kurz zusammen gefasst, in Monte Gordo mutieren wir zum typischen Strandurlauber und genießen diesen tollen langen Strand mit der verführerischen touristischen Infrastruktur drum rum.
Der tolle Strand, der super gelegene Campingplatz und die sympathischen Menschen lassen uns wohlfühlen und so verlängern wir gleich zweimal. Wir erreichen am Ende die für uns Rekord verdächtige Zahl von 11 Übernachtungen auf dem gleichen Campingplatz.

























Sehr schöne Beschreibung des portugiesischen Menschenschlags!
Die muss man einfach lieben:-)!
Bin echt neidisch;-)!