19. – 24. April: Almocita, ein kleines Dörfchen zwischen der Sierra Nevada und Sierra de Gador.
Nachdem wir bisher an der Mittelmeerküste lang fuhren, starten wir einen ersten Abstecher in Richtung Landesinnere. Claudia findet per Internet einen gemütlichen, kleinen Campingplatz am Rande der Sierra de Gador mit noch überschaubarer Entfernung zur Wüste von Tabernas. Und auch die Sierra Nevada lässt sich von diesem Ort recht günstig erreichen.






Der Campingplatz liegt unweit von dem Dörfchen Almócita auf einer Anhöhe mit grandiosem Blick auf die umliegenden Berge der Sierra de Gador. Bei einer recht übersichtlichen Größe von etwa 50 Stellplätzen, bietet er aktuell in der Vorsaison noch den Service, dass man zwei nebeneinander liegende Plätze belegen darf. Also üppig Platz, viel Privatsphäre und gleich zwei bereit gestellte Sitzgruppen, die wir nutzen können. Wir können den ganzen Tag über aussuchen, ob wir uns in den Schatten oder doch eher in die Sonne setzen wollen. Daher nicht unerwartet verbleiben wir öfter auf diesem herrlichen Platz und genießen die Aussicht und die Ruhe. Ganz besonders begeistert uns der Blick auf den Sonnenaufgang. Den erleben wir gleich zweimal mit frisch gebrühten Kaffee und Keksen, eingemummelt in dem Lounge Bereich, bereit gestellt vom Campingplatz um den Blick in das Tal zu genießen.









Neben den Campingplätzen selbst, die insbesondere etwas abseits der großen Touristenmagnete mit viel Liebe und Engagement angelegt sind, beeindrucken uns die positiven Begegnungen mit den Menschen unterwegs. Seien es Reisende wie wir oder auch Menschen vor Ort.
In Almócita z.B. verbringen wir spontan einen unterhaltsamen und informativen Abend mit Wladimir. Wladimir fährt einen wunderschön restaurierten VW T3, der sich noch nahezu im Originalzustand befindet. Nach einigen Jahren Restaurierung und kürzeren Trips, nimmt er sich jetzt ein halbes Jahr Zeit um ähnlich wie wir durch Europa zu reisen. Die Begegnung ergibt sich zufällig durch seine Frage nach einem Restaurant. Da heute der Campingplatz im weitem Umfeld die einzige Möglichkeit zur Bewirtung bietet, verbringen wir spontan das Abendessen zusammen. Wladimir erweist sich als erfahrener Spanien und Portugal Tourer und wir können einige Tipps mitnehmen.
Neben den Campern sind es aber auch die netten und hilfsbereiten Mitarbeiter auf den Plätzen, die unsere Reise zu einem positiven Erlebnis machen. Immer bereit uns weiter zu helfen und irgendwie die durch unseren mangelnden Spanisch Kenntnisse gegebene Sprachbarriere zu überwinden. Hier in Almòcita treffen wir ein ganz besonders Exemplar dieser netten Menschen. Der Platz wird von einem Mann ganz alleine betrieben. Er besetzt die Rezeption, repariert und erweitert die Platzanlage, reinigt die Sanitäranlagen, betreibt den kleinen Supermarkt und nicht zuletzt kocht und bewirtet er in dem kleinen Schankraum. Er zaubert ganz ausgezeichnete Pizzen und auch die drei spanischen Gerichte, die wir an dem Abend mit Wladimir bekommen, sind ganz exzellent. Einfach ein Multitalent! Und immer gut gelaunt, hilfsbereit und erweitert zwischendurch auch noch unsere Spanisch Kenntnisse.
Zwei Tage nutzen wir für Erkundungstouren per Auto. Die erste Ausfahrt führt uns zur, laut Wikipedia, einzigen echten Wüste von Europa: Der Wüste von Tabernas. Den Cineasten ist diese Gegend bekannt als der Drehort für viele Italo-Western. Den Start bildete ein Western von Sergio Leone. Da die drei dafür als Drehorte aufgebauten Kulissendörfer bestehen blieben, nutzten nachfolgende Filmprojekte diese als günstige Staffage. Auch Sergio Leone selbst setzte die Gebäuden noch in nachfolgenden Filmprojekten ein. Da jedes Filmprojekt nochmal das ein oder andere dazu fügte, entstanden über die Zeit richtig kleine Städtchen. Diese drei „Westernstädtchen“ können heute als Themenpark besucht werden. In einem davon werden tatsächlich heute noch Filme gedreht, z.B. wurde der „Schuh des Manitou“ von Michael „Bully“ Herbig teilweise dort gedreht.





Die zweite Ausfahrt führt uns am Rande der Sierra Nevada entlang. Die Sierra Nevada stellt das nach den Alpen zweihöchste Gebirge von Europa dar. Selbst zu dieser Zeit im späten Frühling sehen wir noch Schnee bedeckte Gipfel. Und das trotz ziemlich hoher Temperaturen um die 30 Grad in den umliegenden Tälern und wenig Schneefall im Winter zuvor.
Uns beeindrucken die imposanten Ausblicke in weite Täler, auf teilweise schroffe Steilhänge und Schnee bedeckte Gipfel. Und dazwischen liegen die typischen kleinen Bergdörfer mit ihrer maurischen Architektur. Imposant finde ich auch, dass Spanien diese Dörfer fast durchgängig mit neuen und wegen der Geografie ziemlich aufwendigen Straßen angebunden hat. Wie sich auch in Almócita zeigt, wird durch Förderung (hauptsächlich des Tourismus) den Bewohnern neue Einkunftquellen erschlossen, um die weitere Abwanderung aus und Verödung dieser kleinen Enklaven in den Bergen zu stoppen. Da könnte sich Deutschland durchaus mal ein Vorbild dran nehmen.











Neben den Autofahrten unternehmen wir noch eine Wanderung. Obwohl die Wanderung nur eine Länge von knapp 9 km besitzt, fordert sie uns doch ganz gut. Ein schmaler Weg, teilweise noch einmal mehr als Trampel Pfad zu erkennen, führt uns bergauf und bergab und ziemlich häufig ziemlich nah am Rande einer Schlucht entlang. Belohnt wird unsere Mühe mit Ausblicken in die Sierra de Gador und auf grüne Inseln unten am Fluß. Geschafft und voller Eindrücke erreichen wir wieder unseren Campingplatz. Übrigens ein weiterer Vorteil dieses Platzes, er liegt an mehreren ausgewiesenen Wanderpfaden durch Sierra de Gador. Sehr viele davon als Rundwege angelegt. Übrigens auch hier, Ausschilderung und Pflege gefördert von Spanien und der EU.












Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.